Wo Sinn entsteht
“von Rolf Müller”
Es gibt ein Wissen in dir,
das keine Worte braucht.
Es lebt dort,
wo das Herz still ist
und die Hände leer sind,
bereit zu geben.
Dort beginnt Sinn.
Nicht als Ziel.
Sondern als Stimmigkeit.
Sinn hat ein Fundament.
Es ruht auf dem, was dich bindet –
nicht was dich fesselt,
sondern was dich erinnert.
Ethik ist Erinnerung.
An das, was du in der Tiefe weißt,
noch bevor du dich erinnerst:
dass Würde nicht verhandelbar ist,
dass Wahrhaftigkeit atmet,
und dass das Leben dir nicht gehört,
sondern durch dich spricht.
Wenn du still wirst,
hörst du es.
Das leise:
„Handle nicht gegen dich.“
Doch um dir treu zu sein,
musst du dich kennen.
Nicht als Idee,
sondern als lebendigen Stoff:
deine Sehnsüchte,
deine Muster,
deine alten Narben,
dein Licht.
Selbstkenntnis ist der Mut,
unter dein Bild zu tauchen –
dorthin, wo du nicht schön sein musst,
aber wahr wirst.
Dort wächst die Klarheit:
Wer du bist,
wo du stehst,
wo du weich wirst.
Und schließlich:
Sinn lebt nicht im Rückzug.
Er wächst im Dazwischen.
In Beziehung.
In Berührung.
Im stillen Mitgehen.
Verbundenheit ist nicht ein Gefühl –
sie ist ein Zustand.
Wenn du ganz da bist,
siehst du dich in allem.
Die Hand, die du hältst,
hält dich zurück.
Die Träne, die du teilst,
erlöst dich mit.
Die Welt beginnt nicht bei dir –
aber sie geschieht durch dich.
Wenn Ethik dich erdet,
Selbsterkenntnis dich klärt
und Verbundenheit dich weitet –
dann entsteht Sinn.
Nicht wie ein Bauwerk,
sondern wie ein Wald.
Wachsend.
Sich verändernd.
Doch verwurzelt in dem,
was wesentlich ist.
So wird dein Leben ein Leuchten,
kein Lehren.
Ein Zeigen,
kein Ziehen.
Ein Gehen,
kein Beweisen.
Weil du geworden bist,
was du immer warst.
Einleitung zur Meditation (2 Minuten)
Geführte Meditation (ca. 20 Minuten)
Nimm dir einen Moment, um anzukommen.
In deinem Körper.
In diesem Raum.
Setze dich bequem auf ein Kissen oder einen Stuhl.
Oder lege dich ruhig hin.
Spüre den Kontakt zum Boden.
Spüre dein Gewicht.
Du musst nichts tun.
Nur da sein.
Mit jedem Atemzug lässt du dich ein wenig tiefer in den Moment sinken.
Wie ein Blatt, das sich langsam auf stilles Wasser legt.
Atme – ohne etwas zu verändern.
Nur wahrnehmen.
Sag dir innerlich, still:
„Ich kehre zu mir zurück.“
Lass diesen Satz wie ein Echo durch dich hindurchschwingen.
Wieder und wieder.
„Ich kehre zu mir zurück.“
Und nun… spüre, dass du angekommen bist.
Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem.
Ohne ihn zu verändern.
Nur beobachten.
Wo spürst du ihn?
In der Nase?
In der Brust?
Im Bauch?
Der Atem geschieht von selbst.
Er ist dein Band zum Leben.
Ein – und Aus.
Einatmend – du nimmst das Leben auf.
Ausatmend – du gibst dich dem Leben hin.
Lass die Einatmung eine stille Frage sein:
„Was ist jetzt lebendig in mir?“
Und die Ausatmung eine Antwort, die nichts beweisen muss:
„So bin ich jetzt.“
Wiederhole das sanft im Rhythmus deines Atems –
Was ist lebendig in mir?
So bin ich jetzt.
Spüre, wie dein Atem dich nicht wegträgt –
sondern zu dir zurückführt.
Stell dir nun vor,
du sitzt dir selbst gegenüber.
Nicht deinem Ich von heute –
sondern deinem innersten Wesen.
Dem Teil in dir,
der nicht gemacht ist.
Der nicht werden muss.
Dieser Wesenskern schaut dich an.
Still. Klar.
Vielleicht ist da kein Bild – nur ein Gefühl.
Ein Raum.
Ein Licht.
Spüre:
Wie fühlt es sich an, mit deinem Wesen in Kontakt zu sein?
Ich stelle dir nun einige Fragen.
Lass sie wirken – ohne antworten zu müssen.
Was weiß mein innerstes Wesen über mein Leben, das ich vergessen habe?
Was in mir ist echt – auch wenn es still geworden ist?
Wo habe ich gegen mich gelebt – aus Angst, aus Pflicht, aus Gewohnheit?
Was würde sich ändern, wenn ich meine Wahrheit leben würde – sanft, still, unaufgeregt?
Bleibe bei deinem innersten Wesenskern.
Vielleicht spürst du ein Leuchten.
Eine Sehnsucht.
Ein Ja.
Vertraue dieser Stille.
Sie kennt den Weg.
Spüre nun deinen Körper.
Die Schultern.
Den Nacken.
Den Bauch.
Die Hände.
Wo in deinem Körper spürst du gerade Stimmigkeit?
Ein angenehmes Empfinden?
Eine Weichheit?
Lege dort deine Aufmerksamkeit hin –
mit dem inneren Satz:
„Hier lebt mein Sinn. Hier beginnt mein Weg.“
Wiederhole leise in dir –
„Ich lebe in Übereinstimmung mit meinem Wesen.“
„Ich vertraue dem, was in mir still und klar ist.“
Lass diese Worte von innen nach außen wirken.
Vielleicht zeigt sich ein Bild, ein Gedanke,
ein einfacher Schritt –
den du gehen möchtest.
Nicht aus Druck.
Sondern aus Stimmigkeit.
Vertraue, dass der nächste Schritt sich zeigen wird.
Spüre deinen Körper wieder ganz bewusst.
Den Kontakt zum Boden.
Dein Gesicht.
Deine Hände.
Atme etwas tiefer ein.
Und langsam wieder aus.
Lege eine Hand auf dein Herz – wenn du magst.
Sage dir leise:
„Ich bin bereit, mir treu zu sein.“
„Ich bin bereit, Sinn nicht zu suchen – sondern zu leben.“
Spüre, was diese Worte in dir bewegen.
Wenn du soweit bist, bewege langsam deine Finger.
Öffne die Augen.
Bleibe noch einen Moment sitzen.
Still.
Präsent.
Und wenn du gehst –
gehe nicht anders.
Nur ein wenig echter.
Ende der Meditation.
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