„Dies ist der Begleittext zur Meditation über die fünf Dimensionen der Persönlichkeit. Bitte nimm dir zunächst Zeit, diesen Hintergrund aufmerksam zu lesen und zu verinnerlichen. Die eigentliche Meditationsanleitung findest du am Ende des Textes.“ 

Mir selbst begegnen – Eine Meditation über die fünf Dimensionen der Persönlichkeit

Letztlich ist es der Mensch selbst, der auf den Stress reagiert – und damit in vielen Fällen den Stress auch (mit) erzeugt. Die Persönlichkeitsstruktur, also die Art und Weise, wie jemand denkt, fühlt, bewertet, mit sich selbst umgeht und in der Welt steht, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Die Arbeit an der Persönlichkeit – an Vertrauen, Gefühlskompetenz, Selbstannahme – ist zentral für Stressbewältigung. Äußere Stressoren gibt es immer. Doch ob sie uns lähmen, antreiben oder unberührt lassen – das entscheidet unsere innere Struktur.

In dieser Meditation lade ich dich ein, dich mit verschiedenen Aspekten deiner Persönlichkeit achtsam und liebevoll zu verbinden. Grundlage ist das sogenannte Big-Five-Modell, ein weltweit anerkanntes psychologisches Modell, das fünf grundlegende Persönlichkeitsdimensionen beschreibt: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und emotionale Stabilität.

Mein Anliegen ist es, dir einen Raum zu eröffnen, in dem du dich selbst nicht analysierst, sondern erlebst – mit allem, was dich ausmacht. In unserer Leistungsgesellschaft richten wir den Blick oft nach außen: auf Erwartungen, auf Pflichten, auf Funktionen. Doch innerer Wandel beginnt mit innerer Wahrnehmung.

Indem du lernst, diese Persönlichkeitsanteile nicht zu bewerten, sondern zu spüren, förderst du dein Vertrauen, deine Selbstliebe und deine Fürsorge für dich selbst. Die äußeren Stressoren treten in den Hintergrund, wenn du in dir selbst eine stabile, liebevolle Beziehung pflegst.

Diese Meditation ist kein Test, kein Training – sondern eine Einladung:
zu lauschen, zu spüren, zu würdigen, wer du bist.

Ich wünsche dir eine gute innere Reise.

Meditation über die Big Five

Dauer: ca. 20–25 Minuten.

 

Einleitung – Ankommen

Setze oder lege dich bequem hin.
Lass deinen Atem ganz natürlich fließen.
Spüre den Boden unter dir.
Spüre den Kontakt deines Körpers mit der Unterlage.

Nimm einen Moment, um ganz bei dir anzukommen.
Mit jedem Ausatmen lässt du ein wenig mehr los.
Was jetzt war, darf für einen Moment ruhen.
Nur du bist jetzt wichtig.

Atme tief ein –
… und langsam aus.

Dann wiederhole innerlich:
„Ich begegne mir selbst – mit Offenheit und Freundlichkeit.“

Dimension 1: Offenheit für Erfahrungen

Lade jetzt die erste Qualität deiner Persönlichkeit ein: Offenheit.

Stell dir vor, wie sich in dir ein innerer Raum öffnet.
Vielleicht ein weiter Horizont, eine offene Tür, ein Fenster im Morgenlicht.

Spüre deine Offenheit für neue Erfahrungen.
Für Schönheit. Für Tiefe. Für Ideen, die dich inspirieren.

Frage dich:
Wann war ich zuletzt neugierig?
Wann habe ich etwas wirklich mit Staunen betrachtet?

Du musst nichts ändern – nur spüren.

Wiederhole innerlich:
„Ich bin offen für das, was mich wachsen lässt.“

(Pause)

Dimension 2: Gewissenhaftigkeit

Nun wende dich der Gewissenhaftigkeit zu.

Spüre deinen inneren Rhythmus.
Dein Bedürfnis nach Klarheit, nach Ordnung, nach Verlässlichkeit.

Frage dich:
Wo bin ich mit mir selbst achtsam?
Wo darf ich mir Struktur erlauben – ohne Zwang?

Vielleicht spürst du, wie dein Atem sich etwas ordnet.
Wie dein Körper sich aufrichtet.
Wie Klarheit in dir entsteht.

Wiederhole innerlich:
„Ich ehre mein Maß und meine Verantwortung.“

(Pause)

Dimension 3: Extraversion

Lade jetzt die Energie der Extraversion ein – deine Fähigkeit, dich mit der Welt zu verbinden.

Spüre deine Lebendigkeit.
Deinen Wunsch, zu teilen, mitzuteilen, zu gestalten.

Frage dich:
Wo genieße ich Begegnung?
Wie drückt sich meine Lebenskraft aus – im Außen oder im Innen?

Erinnere dich an einen Moment, in dem du dich voller Energie erlebt hast.
Oder: in stiller, lebendiger Präsenz.

Wiederhole innerlich:
„Ich genieße Verbindung – nach außen wie nach innen.“

(Pause)

Dimension 4: Verträglichkeit

Jetzt begegnest du deiner Verträglichkeit – der Qualität des Mitgefühls, der Freundlichkeit, der Verbundenheit mit anderen.

Spüre dein Herz.
Vielleicht legst du eine Hand sanft auf deinen Brustraum.

Frage dich:
Wann war ich das letzte Mal wirklich freundlich – zu mir oder zu anderen?
Wo kann ich Verständnis zeigen – ohne mich zu verlieren?

Erlaube dir, innerlich weich zu werden.

Wiederhole innerlich:
„Ich begegne dem Leben mit Freundlichkeit.“

(Pause)

Dimension 5: Emotionale Stabilität

Und nun richte deine Aufmerksamkeit auf die Dimension der emotionalen Stabilität.
Das ist dein inneres Fundament – deine Kraft, auch in stürmischen Zeiten ruhig zu bleiben.

Frage dich:
Wo finde ich Halt in mir – auch wenn es schwierig wird?
Wo bin ich verletzlich – und darf es sein?

Du brauchst nichts zu ändern. Nur da sein.
Ganz mit dir.

Wiederhole innerlich:
„Ich bin in mir geborgen – auch wenn es stürmt.“

(Pause)

Integration

Lass jetzt alle fünf Dimensionen für einen Moment gleichzeitig in dir wirken.
Du musst sie nicht sortieren oder bewerten.

Spüre sie wie einen inneren Kreis, wie die Farben deines Wesens.
Jede davon wichtig. Jede davon lebendig.

Atme tief ein …
… und langsam aus.

Wiederhole leise:
„Ich bin lebendig in meiner Vielfalt.“

(Pause)

Dann bringe deine Aufmerksamkeit langsam zurück in den Raum.
Spüre deinen Körper. Deine Atmung.
Bewege deine Finger, deine Füße.

Und wenn du soweit bist, öffne die Augen.
Bleibe noch einen Moment bei dir.