Die Kālacakra-Meditation führt uns vom Bewegten zum Unbewegten, von der äußeren Zeit in die innere Stille.
Im Mittelpunkt steht die Erfahrung, dass unser Körper ein Mikrokosmos ist, der den großen Makrokosmos widerspiegelt.
Durch achtsames Spüren von Raum, Atem und innerer Achse wird der Weg von außen nach innen nachvollziehbar:
vom äußeren Kreis des Körpers über die feinen energetischen Räume bis hin zur zeitlosen Mitte im Herzen des Bewusstseins.
In dieser Meditation wird der Atem nicht verändert.
Seine natürliche Bewegung zeigt uns die feinen Übergänge, in denen die Zeit zur Ruhe kommt.
Über die Verbindung von Nabel und Kreuzbein — der Achse zur Kanda, dem Ursprung der Nadis — entsteht ein innerer Zugang zu Klarheit und Sammlung.
Dort öffnet sich der stille Raum, der im Kālacakra als das Zentrum des Mandalas verstanden wird.
Die Meditation lädt ein, den eigenen Körper als Mandala zu erleben:
als einen heiligen Raum, in dem äußere Eindrücke, innere Wahrnehmung und zeitlose Präsenz zusammenkommen.
Sie ist weniger eine Visualisation und mehr ein Erleben — ein Zurückkehren zu der Stille, die jeder Mensch in sich trägt.
30-Minuten-Meditation in Rückenlage
Ankommen – äußere Zeit (2–3 Minuten)
Lege dich auf den Rücken.
Die Beine leicht geöffnet.
Die Arme entspannt neben dem Körper.
Der Atem darf kommen und gehen.
Spüre die Berührung zum Boden.
Die Schwere des Körpers.
Die Ruhe des Raumes.
Nimm die Geräusche der Umgebung wahr.
Das ist die äußere Zeit.
Sie fließt weiter — ohne dich festzuhalten.
Atme weich.
Natürlich.
Ungelenkt.
Grober Atem
Spüre, wie Brust und Bauch sich heben und senken.
Der grobe Atem, getragen von Vyana, der den ganzen Körper durchdringt.
Subtiler Atem
Jetzt spüre die feine Bewegung entlang der Wirbelsäule —
den inneren Strom zwischen Kopf und Becken.
Hier wirken Prāna und Apāna, die zwei Pole des inneren Atemwinds.
Sehr subtiler Atem
Richte die Aufmerksamkeit auf den Übergang zwischen Ein und Aus.
Auf diesen Moment, in dem der Atem sich selbst vergisst.
Das ist Udāna, der Atem jenseits der Zeit.
Lass alle drei Ebenen gleichzeitig wahrnehmbar werden.
Wie Schichten einer TiefeErstes Quadrat – Beckenraum (6 Minuten)
(Kreuzbein → diagonale zum Nabel → Rückführung in den Unterbauch → diagonale zu L1)
Punkt 1 – Kreuzbein
Spüre den weiten, schweren Raum des Kreuzbeins.
Der Ursprung von Apāna, dem nach unten fließenden Wind.
Punkt 2 – Diagonale zum Nabelraum
Führe die Aufmerksamkeit diagonal nach vorne oben,
bis hinter den Nabel.
Spüre dort eine leichte Wachheit.
Apāna hebt sich, ohne Kraft.
Punkt 3 – Rückführung in den Unterbauch
Lass die Wahrnehmung innen und leicht nach unten gleiten
in den Raum unterhalb des Nabels.
Hier wendet sich Apāna zurück.
Hier entsteht Samāna, die integrierende Kraft.
Punkt 4 – Diagonale zum ersten Lendenwirbel (L1)
Führe die Aufmerksamkeit diagonal nach hinten oben
zum ersten Lendenwirbel.
Das natürliche Scharnier der Achse.
Quadrat & Bindu
Zwischen diesen vier Punkten entsteht ein stilles Quadrat:
Kreuzbein – Nabel – Unterbauch – L1.
In der Mitte sammelt sich ein feiner Bindu —
die Kanda, Ursprung der Nadis.
Hier entsteht ein natürliches Mula Bandha:
durch Umlenkung, nicht durch Muskel.
Ohne Muskelzug,
ohne Absicht.
Ein feiner Zug nach innen,
eine Verdichtung im Bindu des Beckens,
entsteht ganz von selbst:
Mula Bandha als Folge der Umlenkung von Apāna.
Nicht „gesetzt“ —
sondern entstanden.
Zeitzyklus 1 – äußere Zeit wird still
Spüre, wie die äußere Zeit fern wird.
Unten entsteht Tiefe.
Ein inneres Fundament.
(Brustbeinspitze → Lot zu T9 → Diagonale zur Brustbeinmitte → Diagonale zu den Schulterblättern)
Punkt 1 – Brustbeinspitze
Spüre den feinen Punkt an der Vorderseite des Brustkorbs.
Punkt 2 – Lot zur Rückseite: T9
Gehe senkrecht durch den Körper nach hinten,
bis du den Punkt an der Wirbelsäule erreichst,
der der Brustbeinspitze entspricht: T9.
Dies ist der Rückpol des Herzens.
Stütze. Tiefe. Zentrum.
Punkt 3 – Diagonale zur Brustbeinmitte
Führe die Aufmerksamkeit diagonal nach vorne oben
zur Mitte des Brustbeins.
Ein Raum der Weite, Klarheit und Ausdehnung.
Punkt 4 – Diagonale zum Raum unter den Schulterblättern
Von dort gleite diagonal nach hinten oben
in den tiefen, tragenden Raum unterhalb der Schulterblätter.
Quadrat & Bindu
Vier Punkte — und in ihrer Mitte ein leuchtender Herz-Bindu.
Hier wirkt Prāna-Vayu, der Atemwind der Öffnung und des Empfangens.
Natürliches Uddiyana Bandha entsteht
Wenn der Herzraum weit wird,
wenn Prāna sich ausbreitet
und dann leicht nach oben innen zieht,
entsteht ein Gefühl von:
ohne jede aktiv gesetzte Technik.
Das ist Uddiyana Bandha als natürliche Folge
der Weite des Brustquadrats.
Wie ein Atem, der sich selbst hebt.
Zeitzyklus 2 – innere Zeit
Der Atem wird rhythmisch.
Ein und Aus.
Fühlen und Loslassen.
Die innere Zeit schwingt ruhig wie eine Welle.
(Mundraum → Lot zur Schädelbasis → Ajna → Hinterkopfmitte)
Punkt 1 – Mundraum
Spüre den weiten Innenraum des Mundes.
Ein offener Anfang.
Punkt 2 – Lot zur Schädelbasis / oberes Kopfgelenk
Gehe senkrecht nach hinten,
zur Schädelbasis,
wo der Kopf sich auf der Wirbelsäule trägt.
Der Rückpol der Wahrnehmung.
Punkt 3 – Diagonale zum Ajna
Führe die Aufmerksamkeit diagonal nach oben vorne
zur Stirnmitte — Ājñā.
Ein klarer, heller Punkt.
Punkt 4 – Diagonale zur Hinterkopfmitte
Nun diagonal zurück,
zum mittleren Punkt am Hinterkopf.
Der Raum von Udāna,
des aufsteigenden, verfeinernden Atemwinds.
Quadrat & Bindu
Ein klarer Kopf-Raum entsteht.
Im Zentrum erscheint das Kopf-Bindu —
still, wach, zeitlos.
Natürliches Jalandhara Bandha entsteht
Wenn Udāna klar wird
und die Wahrnehmung sich zwischen:
zentriert,
entsteht ein Gefühl von:
Das ist Jalandhara Bandha ohne Formgebung,
entstanden aus Klarheit, nicht aus Haltung.
Zeitzyklus 3 – subtile Zeit
Der Atem verliert seine Richtung.
Die Zeit wird durchlässig.
Der Geist wird weit.
Spüre nun:
Lass die drei Zentren sich wie Lichtpunkte verbinden.
Es entsteht ein innerer Kanal,
eine feine Achse,
die sich mühelos durch dich zieht:
unten → Mitte → oben.
Hier ordnen sich die Vayus:
Der Atem wird achsgerichtet.
Zeit verliert Bedeutung.
Lass dich in der Achse nieder.
Bleib im Kanal.
Im feinen Strömen.
Im stillen Raum.
Sag innerlich:
„Hier endet die Zeit.“
Bleibe.
Ohne Tun.
Ohne Richtung.
Nur Sein.
Spüre den Kopf.
Den Herzraum.
Das Becken.
Sammle wieder den groben Atem.
Dann den subtilen Atem.
Dann den sehr feinen.
Nimm Geräusche wahr.
Licht.
Raum.
Sag zum Abschluss:
„Ich bringe die Stille mit in die Zeit.“
Öffne die Augen, wenn es für dich stimmig ist.
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