Ein stiller Weg in zwei Richtungen, der doch nur einer ist.
Worum es geht
Frieden hat viele Gesichter.
Er lebt im Weiten – in der Welt der Menschen, der Geschichte, der Macht.
Er lebt im Nahen – in deinem Atem, deinem Herzen, deinem stillen Blick.
Der äußere Frieden ist oft zerbrechlich.
Er schwankt unter Spannungen, Interessen, Widersprüchen.
Der innere Frieden ist keine Flucht vor all dem.
Er ist eine Quelle, die unter der Oberfläche fließt – klar, kühl, unerschütterlich.
Wer sie findet, wird still und zugleich weit, hellhörig für das Leben.
Ein Lauschen vor Beginn
Bevor wir in die Meditation eintreten,
halte einen Moment inne.
Frage dich, ohne zu drängen:
Wann habe ich Frieden gespürt – und was hat ihn gestört?
Wo bin ich selbst Teil von Spaltung, Ungleichgewicht, Gleichgültigkeit?
Wie zeigt sich in mir Unruhe, Widerstand, Kampf, Ausweichen?
Und was wäre, wenn nichts mehr verteidigt werden müsste?
Lass diese Fragen wie Kieselsteine in einen tiefen See fallen.
Das Wasser wird von selbst antworten.
Stimmen der Weisheit
Einst suchten Menschen das Göttliche, indem sie gaben und tauschten,
Feuer entzündeten, Opfer darbrachten.
Die Upanishaden lehren: Das wahre Opfer geschieht im Innern –
in der stillen Hingabe, frei von Erwartung.
Platon erzählte von der Höhle,
in der wir lange nur Schatten sehen,
bis wir uns umwenden und das Licht selbst erblicken.
Der Weg des Yoga führt Schicht für Schicht durch die Hüllen (Koshas),
bis das Wahre, das Unverhüllte – das Atman – frei atmen kann.
Vielleicht beginnt hier die eigentliche Friedensarbeit:
im klaren, wachen Hinschauen auf das, was ist.
„Frieden ist kein Ziel, das man erreichen kann.
Es ist eine Art zu leben.“
— J. Krishnamurti
Vision eines kommenden Frieden
Gesprochen von Maria-Schulz-Heyn
Es wird nicht der Sturm sein, der die Welt verwandelt,
sondern die Stille, die folgt, wenn wir aufhören zu rennen.
Die Mühlen der Eile stehen still, weil wir ihnen keine Kraft mehr geben.
Wir legen das Habenwollen ab wie eine schwere Rüstung
und setzen uns nebeneinander an denselben Tisch.
Jenseits von Namen und Göttern finden wir uns im Atem,
in einem Blick,
in der Berührung der Gegenwart.
Kein Dogma trägt uns,
sondern die Erfahrung, dass wir aus demselben Stoff gemacht sind.
Die Landkarten werden durchsichtig,
Grenzen verlieren ihre Bedeutung,
und wir reisen nicht mehr von Land zu Land,
sondern von Mensch zu Mensch.
Wir sprechen wieder mit Flüssen,
bitten Wälder um Rat,
und legen unsere Stirn in den Schoß der Erde.
Das Wort „Natur“ fällt aus dem Wörterbuch,
weil es keinen Gegensatz mehr gibt zu uns.
Inmitten des Lärms entstehen kleine heile Welten,
wo Menschen einander zuhören,
wo Brot geteilt wird,
wo Zeit anders fließt.
Diese Oasen berühren sich wie Wurzeln unter der Erde,
und eines Tages erwacht ein Wald.
Wir legen nicht nur Waffen nieder,
sondern auch die Gedanken,
die uns gegeneinander schärfen.
Misstrauen wird durchlässig,
Gier wird müde,
und im entwaffneten Blick erkenne ich mich in dir.
Kinder wachsen auf mit Erde unter den Fingernägeln,
mit Geschichten statt Bildschirmen.
Sie lernen, mehr zu fragen als zu besitzen.
Sie tragen einen Frieden in sich,
den wir nur noch behüten müssen,
bis er groß genug ist,
die Welt zu halten.
Geführte Meditation – Äußerer und innerer Frieden (von Rolf Müller)
Dauer: ca. 24 Minuten
Gesprochen von Maria Schulz-Heyn
Einstieg – Ankommen (ca. 2 Min)
Lass die Welt für einen Augenblick warten.
Dies ist Zeit für Stille – für dich.
Setze oder lege dich so hin,
dass du wach und zugleich entspannt bist.
Schließe, wenn möglich, die Augen – oder senke den Blick.
Spüre den Boden unter dir, den Raum, die Stille.
Nimm deinen Atem wahr, ohne ihn zu verändern.
Lass allen Ehrgeiz, alle Erwartungen los.
Diese Meditation ist kein Ziel.
Sie ist eine gemeinsame Erkundung:
Was ist Frieden – in dieser Welt, in uns?
Teil 1 – Der Blick nach außen (ca. 7–8 Min)
Wir beginnen mit dem äußeren Frieden.
Frieden als Zustand zwischen Menschen, Kulturen, Völkern.
Was bedeutet Frieden, wenn Ungleichheit herrscht?
Wenn Macht nicht geteilt wird?
Frieden ist nicht Stille nach dem Krieg.
Er ist nicht das Schweigen der Schwächeren.
Er ist nicht nur das Ausbleiben von Gewalt –
sondern ein Raum, in dem Begegnung möglich ist.
Erinnern wir uns:
Alle Reiche, alle Hegemonien sind vergangen.
Frieden lässt sich nicht erzwingen –
er kann nur entstehen.
Frieden entsteht dort, wo Menschen einander zuhören.
Wo Trauer Platz hat.
Wo kein Sieg mehr errungen werden muss.
Vielleicht brauchen wir eine große Erschütterung –
eine ökologische Krise, eine Pandemie,
einen Bruch im Denken –
um wirklich zusammenzurücken.
Vielleicht sind wir in einer solchen Zeit.
Und vielleicht ist unsere Hoffnung
nicht eine schnelle Lösung,
sondern die radikale Ehrlichkeit:
Es gibt keinen äußeren Frieden
ohne inneren Frieden.
Teil 2 – Der Blick nach innen (ca. 8–9 Min)
Lass deine Aufmerksamkeit jetzt nach innen fließen.
Vielleicht spürst du den Raum hinter den Augen.
Den stillen Rhythmus deines Atems.
Das Gewicht deines Körpers, der gehalten wird.
Was bewegt dich – gerade jetzt?
Welche inneren Konflikte werden hörbar, wenn alles still wird?
Der Friede beginnt nicht mit einem Gedanken.
Er beginnt mit dem Sehen:
Was ist – in mir?
In der Tradition der Upanishaden
war Frieden kein Geschenk der Götter,
sondern ein Weg der Erkenntnis.
Der äußere Opferaltar wurde abgelöst
vom inneren Feuer –
dem stillen Opfer des Ego.
Wenn ich nichts mehr verlange –
wenn ich still werde in mir –
kann etwas aufscheinen,
das tiefer ist als mein Name.
Vielleicht ist innerer Friede
nicht das Ende der Unruhe,
sondern das liebevolle Erkennen ihrer Wurzel.
Vielleicht ist Frieden kein Zustand,
sondern eine Haltung.
Vielleicht ist jede Atembewegung
ein Übungsfeld.
Teil 3 – Die Verbindung (ca. 6–7 Min)
Und jetzt – stell dir vor,
du würdest der Welt
mit genau dem Blick begegnen,
mit dem du dir selbst begegnest.
Ohne Urteil.
Ohne Absicht.
Mit einem offenen Herzen.
Die Menschheit sucht Frieden –
doch jeder Einzelne muss ihn finden.
Nicht durch Rückzug,
sondern durch Präsenz.
Deine Praxis –
ob in Stille, Bewegung, Hingabe –
kann ein stilles Leuchtfeuer sein.
Kein Zeichen der Vollkommenheit,
sondern des Mutes zu bleiben.
Vielleicht ist das die große Zeit der Menschheit –
weil so vieles zerbricht
und wir nicht mehr zurückkönnen.
Vielleicht ist deine kleine Welt,
dein Raum, dein Atem –
ein Anfang.
Abschluss (ca. 3–4 Min)
Nimm einen tiefen Atemzug.
Spüre deinen Körper,
deine Hände, deinen Sitz.
Lass die Gedanken ziehen –
wie Wolken nach dem Regen.
Vielleicht kannst du das,
was sich bewegt hat,
einfach mitnehmen –
in dein Leben.
Krishnamurti sagte:
„Frieden ist kein Ziel, das man erreichen kann.
Es ist eine Art zu leben.“
Wenn du soweit bist,
öffne die Augen –
oder lass sie geschlossen.
Geh mit diesem Frieden –
in welcher Form er jetzt da ist –
zurück in deinen Tag.
Yogawege – Ihr Yogastudio in Berlin, Potsdam und Brandenburg
Im Jahre 1991 gründeten wir in Berlin-Kreuzberg unsere erste Yogaschule für Klassisches Hatha Yoga. Mittlerweile dürfen wir unsere yogischen Prinzipien in Berlin, Potsdam und Brandenburg an der Havel vermitteln.
2017 haben wir die Bildungseinrichtung Yogawege e. V. ins Leben gerufen.
Yogastudio Berlin | Yogastudio Potsdam | Yogastudio Brandenburg an der Havel
Copyrights © 2021 www.yogawege.net | All rights reserved.