Auf dem Yogaweg begegnen wir Hindernissen, die den Fortschritt stören und uns vom Ziel der Sammlung (samādhi) abhalten. Patanjali nennt diese Hindernisse antarāyaḥ – wörtlich: „Störungen von innen“. Es sind keine bloßen Fehler oder Schwächen, sondern energetische und geistige Zustände, die das Gleichgewicht von Körper, Geist und Atem durcheinanderbringen.
Die neun Hindernisse (YS I.30)
Begleiterscheinungen der Hindernisse (YS I.31)
Patanjali beschreibt auch ihre Symptome:
Damit wird deutlich: Die Hindernisse wirken nicht nur auf der Ebene des Geistes, sondern zeigen sich auch körperlich und im Atem.
Gegenkräfte – Die entgegengesetzten Qualitäten
Jedes Hindernis hat ein Gegenprinzip, das den Weg öffnet.
Antarāyaḥ – Hindernisse und ihre Gegenkräfte
Im Yoga-Sutra (YS I.30) beschreibt Patanjali neun Hindernisse (antarāyaḥ), die auf dem Weg der Praxis auftreten können. Ihnen gegenüber stehen heilsame Gegenkräfte (pratipakṣa), die uns wieder in Balance bringen.
Hindernis (antarāya) | Gegenkraft (pratipakṣa) |
---|---|
Krankheit (vyādhi) | Gesundheit, Balance (svasthya) |
Trägheit (styāna) | Energie, Lebendigkeit (utsāha) |
Zweifel (saṃśaya) | Überzeugung, Vertrauen (śraddhā) |
Unachtsamkeit (pramāda) | Achtsamkeit, Selbstreflexion (smṛti) |
Faulheit (ālasya) | Beständigkeit (abhyāsa), Disziplin (tapas) |
Ablenkung (avirati) | Konzentration (ekāgratā) |
Falsche Vorstellung (bhrānti-darśana) | Richtige Erkenntnis (pramāṇa) |
Stagnation (alabdha-bhūmikatva) | Fortschritt durch Geduld (kṣānti), schrittweises Üben |
Rückschritt (anavasthitatva) | Stabilität (sthiti), Verankerung in der Praxis |
Zusammenhang mit den drei Gunas
Die Hindernisse spiegeln das Ungleichgewicht der drei Grundkräfte (gunas):
Yoga heißt, Tamas zu überwinden, Rajas zu zügeln und Sattva zu stärken.
Zusammenhang mit den fünf Kleshas (YS II.3)
Die Hindernisse haben ihre Wurzel in den tieferliegenden Ursachen (kleshas):
Fazit
Die antarāyaḥ sind Stationen, nicht Endpunkte. Sie zeigen uns, wo unsere Energie blockiert oder zerstreut ist.
Indem wir ihre Gegenkräfte kultivieren, entwickeln wir Klarheit (sattva), die uns zu Sammlung und innerer Freiheit führt.
So sind die Hindernisse letztlich keine Feinde, sondern Lehrer auf dem Weg.
Antarāyaḥ – Hindernisse im Yoga-Sutra und ihre Entsprechungen
Patanjali beschreibt im Yoga-Sutra (YS I.30) neun Hindernisse (antarāyaḥ). Diese lassen sich den drei Guṇas und den fünf Kleśas zuordnen. Als Gegenkräfte (pratipakṣa) dienen Qualitäten, die den Übenden wieder ins Gleichgewicht bringen.
Hindernis (antarāyaḥ) | Guna | Kleśa | Gegenkraft (pratipakṣa) |
---|---|---|---|
Krankheit (vyādhi) | Tamas | Asmitā | Gesundheit, Balance (svasthya) |
Trägheit (styāna) | Tamas | Avidyā | Energie, Lebendigkeit (utsāha) |
Zweifel (saṃśaya) | Rajas / Tamas | Avidyā | Überzeugung, Vertrauen (śraddhā) |
Unachtsamkeit (pramāda) | Tamas | Avidyā | Achtsamkeit, Selbstreflexion (smṛti) |
Faulheit (ālasya) | Tamas | Avidyā | Beständigkeit (abhyāsa), Disziplin (tapas) |
Ablenkung (avirati) | Rajas | Rāga | Konzentration (ekāgratā) |
Falsche Vorstellung (bhrānti-darśana) | Rajas / Tamas | Avidyā | Richtige Erkenntnis (pramāṇa) |
Stagnation (alabdha-bhūmikatva) | Tamas | Dveṣa | Fortschritt durch Geduld (kṣānti), schrittweises Üben |
Rückschritt (anavasthitatva) | Rajas / Tamas | Abhiniveśa | Stabilität (sthiti), Verankerung in der Praxis |
Dauer: ca. 25 Minuten
Einführung (ca. 2–3 Min.)
Finde einen bequemen, aufrechten Sitz. …
Schließe die Augen, wenn du magst. …
Spüre, wie dein Körper hier sitzt. …
Nimm den Atem wahr, so wie er kommt und geht. …
Heute wenden wir uns den Hindernissen des Yogaweges zu. …
Sie sind Teil jedes Übungsweges. …
Wir wollen sie nicht verdrängen, … sondern erkennen, …
und ihre Gegenkräfte erfahren.
Thema: Krankheit, Müdigkeit, Faulheit – vyādhi, styāna, ālasya
Spüre deinen Körper. …
Vielleicht gibt es Schwere. …
Vielleicht Müdigkeit. …
Vielleicht Trägheit. …
Lass all das da sein. … Ohne Urteil. … Nur wahrnehmen. …
Und dann richte dich sanft innerlich auf. …
Spüre, wie der Atem dich trägt. …
Beim Einatmen … Lebendigkeit. …
Beim Ausatmen … Loslassen. …
Mit jedem Atemzug … darf sich Klarheit ausbreiten. …
Mit jedem Atemzug … Lebendigkeit.
(ruhige Pause 20–30 Sek.)
Thema: Zweifel, Unachtsamkeit, Ablenkung – saṃśaya, pramāda, avirati
Nun wende dich deinem Geist zu. …
Vielleicht tauchen Zweifel auf: …
‚Kann ich das?‘ … ‚Bin ich richtig hier?‘ …
Beobachte sie. … Lass sie ziehen. …
Vielleicht kommen Gedanken, … Bilder, … Erinnerungen. …
Sie wollen dich ablenken. …
Erkenne sie. … Und kehre sanft zurück … zum Atem. …
Immer wieder … zurückkehren. …
Zurück zum Atem. … zurück zur Stille. …
Spüre Vertrauen. …
Spüre Achtsamkeit. …
Spüre, wie Konzentration wächst. …
Wenn du immer wieder … zurückkehrst.
(ruhige Pause 30 Sek.)
Thema: falsche Sicht, Stagnation, Rückschritt – bhrānti-darśana, alabdha-bhūmikatva, anavasthitatva
Manchmal sehen wir Dinge verzerrt. …
Manchmal gehen wir in die Irre. …
Manchmal stockt die Entwicklung. …
Oder wir fallen zurück. …
Das gehört zum Weg. …
So wie Wellen im Meer … zum Ozean gehören. …
Erkenne in dir: … Auch Stagnation … ist Teil des Wachstums. …
Auch Rückschritt … ist nur eine Phase. …
Alles fließt. …
Spüre die Gegenkraft: … Geduld. …
Spüre Weisheit. …
Spüre Stabilität. …
Vertraue, dass dein Weg getragen ist.
(ruhige Pause 30 Sek.)
Thema: ekatattvābhyāsa – die beständige Praxis eines einzigen Prinzips
Nun lasse alles los. …
Alle Bilder. … Alle Gedanken. … Alle Vorstellungen. …
Bleibe nur bei einem Punkt. …
Vielleicht bei deinem Atem. …
Vielleicht bei einem Klang. … OM …
Vielleicht in der Mitte deines Herzens. …
Immer wieder … zurück. …
Ein Atem. …
Ein Klang. …
Ein Prinzip. …
(ruhige Pause 1 Min.)
Spüre jetzt deinen ganzen Körper. …
Spüre, wie du hier sitzt. …
Wie der Atem dich trägt. …
Nimm wahr, wie sich dein Geist anfühlt. …
Vielleicht ruhiger. … Klarer. … Gesammelter. …
Die Hindernisse sind keine Feinde. …
Sie sind Lehrer. …
Sie zeigen dir, wo du aus der Mitte fällst …
und erinnern dich, zurückzukehren. …
Nimm dieses Vertrauen mit. …
In deinen Tag. …
In dein Leben. …
Immer wieder zurück …
zu einem einzigen Prinzip.
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