7-Stufen-Atemprogramm

Vollständige Tiefenatmung (Ujjayi) & Atemmuster-Demaskierung

STUFE 1 – Eigenatem & Atemtor Nase

Ziel: Ankommen, Atemtor erfahren, noch keine Technik.

  • Lage: Śavāsana (liegen)
  • Fokus: Atem an den Nasenflügeln spüren (kühl ein, wärmer aus)
  • Bild: Nase als Atemtor
    • Einatmung sammelt (ohne aktiv zu tun)
    • Ausatmung verteilt in den Raum
  • Kein Ujjayi, keine Bandhas – nur reine Wahrnehmung.

 

 

 

Kurzfassung

Zyklus:

Stufe 1: Eigenatem & Atemtor (Śavāsana)
Stufe 2: Vollständige Tiefenatmung + leiser Ujjayi (Śavāsana)
Stufe 3: Ujjayi im Sitz & innerer Stab
Stufe 4: Verbundener Ujjayi – Einatmung konsolidiert, Ausatmung streut
Stufe 5: Bandhas & Apāna–Prāṇa-Verbindung
Stufe 6: Natürliche Kumbhaka & Zwischenatmungen
Stufe 7: Feiner Ujjayi – Atem als reine Präsenz

  • Praxis – Atemmuster – Demaskierung (Manas / Buddhi / Ahaṅkāra)

STUFE 2 – Vollständige Tiefenatmung + leiser Ujjayi (liegend)

Ziel: 3-Raum-Atmung + sanfter Ujjayi-Ton.

  • Lage: Śavāsana
  • Einatmung: Bauch → Rippen → Schlüsselbein
  • Ausatmung: Schlüsselbein → Rippen → Bauch
  • Ujjayi-Hauch im Hals:
    • leiser, gleichmäßiger Ton
    • eher spürbar als laut hörbar

Zwischenatmungen:

  • Nach 3–5 Ujjayi-Atemzügen: 1–2 Atemzüge ohne Ujjayi, ohne Einfluss.

STUFE 3 – Ujjayi im aufrechten Sitz & innerer Stab

Ziel: Ujjayi in der vertikalen Achse etablieren.

  • Lage: aufrechter Sitz
  • Innerer Stab: Scheitel – Wirbelsäule – Boden
  • Bandhas (sanft, energetisch):
    • Mūla: feiner innerer Lift im Beckenboden
    • Uḍḍiyāna: Unterbauch wach, gesammelt
    • Jālandhara: Hinterkopf nach oben, Kinn minimal zur Kehle

Atemführung:

  • Einatmung mit Ujjayi: Strom steigt nach oben am inneren Stab
  • Ausatmung mit Ujjayi: Strom sinkt nach unten in Becken/Boden

Zwischenatmungen:

  • z. B. 3 Atemzüge mit Ujjayi, 2 Atemzüge ohne Ton und Bandha.

STUFE 4 – Verbundener Ujjayi ohne Pausen

Einatmung konsolidiert – Ausatmung streut

Ziel: Kontinuierlicher Atemfluss, keine bewussten Pausen.

  • Lage: aufrechter Sitz
  • Übergänge:
    • Ende Einatmung → direkt Ausatmung
    • Ende Ausatmung → direkt Einatmung
  • Qualitäten:
    • Einatmung: konsolidiert – sammelt in der Mitte
    • Ausatmung: streut – verteilt in den Raum
  • Nase als Atemtor: spürbarer Richtungswechsel, aber keine Pause.

Zwischenatmungen:

  • nach 4–6 verbundenen Zyklen: 2–3 Atemzüge frei, mit Pausen, wie sie von selbst entstehen.

STUFE 5 – Bandhas & Verbindung von Apāna und Prāṇa

Ziel: Drei Bandhas verfeinern, Auf- und Abwärtsstrom verbinden.

  • Lage: aufrechter Sitz
  • Innerer Stab bleibt Referenz.
  • Bandhas etwas bewusster:
    • Mūla: feine innere Stabilität im Becken
    • Uḍḍiyāna: weiche, gesammelte Mitte
    • Jālandhara: klare, weiche Ausrichtung im Hals

Energierichtung:

  • Einatmung: Prāṇa steigt entlang des Stabes nach oben
  • Ausatmung: Apāna sinkt in Becken, Beine, Boden
  • Ujjayi verbindet beide Richtungen zu einem Fluss.

Zwischenatmungen:

  • Nach 2–3 Atemzügen mit Bandha-Fokus: 1–2 Atemzüge ohne aktives Bandha – „nur Schwingung, keine Spannung“.

STUFE 6 – Natürliche Kumbhaka & Zwischenatmungen

Ziel: Übergangsräume spüren, ohne zu halten – Nervensystem schützen.

  • Lage: aufrechter Sitz
  • Ujjayi bleibt, aber weicher.
  • Bahya (nach Ausatmung) und Antara (nach Einatmung) Kumbhaka nur als natürliche Stille wahrnehmen:
    • am Ende der Ausatmung: kurzer Stillemoment
    • am Ende der Einatmung: Moment der Fülle
  • Wichtig: kein willentliches Anhalten, nur Erkennen der Zwischenräume.

Struktur zur Sicherheit:

  • z. B. 3 Atemzüge mit Zwischenraum-Wahrnehmung
  • dann 2–3 Atemzüge völlig ohne Technik: kein Ujjayi, keine Bandhas, kein Fokus auf Pausen.

STUFE 7 – Feiner Ujjayi & „caturtha“-Qualität

Ziel: Atem als Ausdruck von Präsenz, nicht mehr als Technik.

  • Lage: aufrechter Sitz
  • Ujjayi wird so fein, dass er eher gefühlt als gehört wird.
  • Ein- und Ausatmung: ähnliche Länge, ähnliche Qualität.
  • Übergänge: weich, kaum als getrennt erlebt.

Qualität:

  • Innen: Stabilität (sthira)
  • Außen: Weite / Leichtigkeit (sukham)
  • Atem verbindet beide Ebenen zu einem Fluss.
  • Technik tritt in den Hintergrund – es „atmet“.

Zum Abschluss dieser Stufe kann innerlich gelten:

„Kein Name, keine Technik – nur Atem und Präsenz.“

Atemmuster-Demaskierung – 3 Schritte (nach jeder Stufe)

Wird nach jeder Technikphase gleich angewendet.

  1. Manas – Sammeln

Was ist da?

  • Körper am Boden spüren (Kontakt, Gewicht, Temperatur)
  • Atem beobachten: wo bewegt er sich (Bauch, Brust, Schlüsselbein)?
  • Qualität: eher kurz/lang, ruhig/unruhig?
    → Nur wahrnehmen, nicht verändern.
  1. Buddhi – Unterscheiden

Was ist gemacht – was spontan?

  • Wo wirkt der Atem noch „in Form gebracht“ (Rest-Ujjayi, Rest-Rhythmus)?
  • Wo möchte der Atem von selbst unregelmäßig / anders werden?
    → Technik-Spuren erkennen, ohne zu bewerten.
  1. Ahaṅkāra – Loslassen

Darf der Atem er selbst sein?

  • Innerlich: „Der Atem darf jetzt tun, was er will.“
  • Unordnung, Unregelmäßigkeit ist ausdrücklich erlaubt.
  • Beobachtung wird weicher.
    → Der innere Macher tritt zurück – der Eigenatem erscheint „nackt“.